IM ZEICHEN DER ZEIT
Album VÖ: 18.09.2020
Wer den sicheren Hafen verlässt, kann in raue See geraten. Wer viel setzt, kann alles verlieren. Und wer auf dem sechsten Album Neues wagt, kann auf die Schnauze fallen. Oder eine bislang unbekannte Freiheit finden.
Die Story vom Hinfallen und wieder Aufstehen kennen die Jungs von Serum 114 gut, die sich nun zum x-ten Mal den Schmutz aus den Klamotten klopfen.
Jeder weiß, dass man im Leben nicht immer die richtigen Entscheidungen trifft. Jeder weiß, dass unsere Erde gerade vor die Hunde geht. Interessanter als das bloße Aufstehen ist aber die Frage wohin uns die aufgeschürften Knie anschließend tragen. So viele Zeichen der Zeit schwirren seit Ewigkeiten plakatleinwandgroß vor unserer Nase herum. Aber vielleicht waren wir jahrelang zu dicht davor, um auch nur eines davon entziffern zu können. Doch damit ist jetzt Schluss.
Also Arschbacken hoch und los! Wohin genau?
Sehen wir dann. Hauptsache dagegen. Hauptsache den Alltagstrott verlassen. Denn so wie es jetzt ist, kann es in keinem Fall weitergehen. Wir scheitern nach vorne und kehren die Scherben hinterher zusammen!
Serum 114 erkennen die Zeichen der Zeit und setzen ein wütendes Signal zum Aufbruch. Es zeigt die Reife der Band, dass ihr Aufbruch auf mehreren Ebenen funktioniert. Musikalisch, stilistisch und textlich. Letztlich ist es auch egal, ob es sich um die verblichene große Liebe, bandinterne Selbstreflexion oder unseren in Trümmern liegenden Planeten handelt: Selbstmitleid kann man mal machen. Aber irgendwann ist auch mal gut! Daher raus aus der Komfortzone und rein in den schwarzen Kapuzenpulli.
Es ist dieser Geist der unbändigen Sucht nach Freiheit, den die Songs des neuen Albums ‚Zeichen der Zeit‘ atmen. Mit jeder Pore, mit jedem Akkord.
‚Scheiß normales Leben‘ zeigt die Banalität des Seins humorvoll auf. ‚Biest‘ wiederum entfesselt die selbstzerstörerischen Kräfte, mit denen wir diesem Trott jeden Samstag zu entfliehen versuchen. ‚Wir scheitern voran‘ gibt der grassierenden Endzeitstimmung endlich eine neue Melodie und die erste Single ‚Freiheit‘ setzt ihr eine Hymne auf das Leben entgegen. Mit dieser Zerrissenheit gehen Serum 114 auf ihrer neuen Scheibe so elegant wie nie um. Das klingt anders als bisher und gipfelt nicht zuletzt in melancholischen Klängen zu ‚Zeit steht still‘, bei denen man am liebsten die gute alte Zeit wiederhätte. Aber diese Zeit kommt nie wieder. Was bleibt ist die Kraft, die Serum 114 heute daraus zieht und mit ihrem neuen Album an all jene weitergibt, die ebenfalls die Zeichen der Zeit erkannt haben.